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BERICHTE

SIEG AM INFERNO TRIATHLON 2021

"Um den Himmel zu erreichen, musst du zuerst durch die Hölle gehen!" Motto Inferno Triathlon.

Was für ein Rennen: Start 6.30 Uhr in Thun - 3.1 km Schwimmen im Thunersee nach Oberhofen; 97km und 2330 Höhenmeter Rennvelo via Beatenberg und Grosse Scheidegg nach Grindelwald; 30 km und1140 Höhenmeter Mountainbiken von Grindelwald über die Kleine Scheidegg nach Stechelberg; und dann noch ein 25 km und 2200 Höhenmeter langer Berglauf von Stechelberg via Lauterbrunnen und Mürren aufs Schilthorn... Die Total rund 5700 Höhenmeter haben es wirklich in sich und verlangen einem alles ab. Ich blieb mit 9h56min unter 10h, ein laaanger Tag... aber von Anfang an:


Die nasse Disziplin...

Der Inferno ist und bleibt mein Lieblingsrennen. Einer der härtesten Triathlons überhaupt sagt man, und das glaube ich sofort. Aber für eine Höhenmeterliebhaberin wie mich ideal :-) Naja, zuerst jedoch gilt es, meine schwächste Disziplin zu überleben, das Schwimmen. Okay, ich konnte mich zwar ziemlich verbessern, aber vorne mitzuhalten wäre immer noch eine Illusion. Mein Ziel war es, die Lücke zur Spitze so klein wie möglich zu halten, sodass ich Chancen habe, in meinen stärkeren Disziplinen aufzuholen. Die Bedingungen waren jedoch alles andere als optimal. Starke Gegenwellen und ein ziemlich kalter See verunmöglichten gute Schwimmzeiten. Trotzdem versuchte ich, mein Bestes zu geben. Okay, auf die Spitzentriathletin Lisa Berger verlor ich etwa 14 Minuten, und das nur im Wasser! So musste ich mein Ziel runterschrauben, einfach den See überleben ;-) gesagt getan. Ich war froh, ging es vielen im kühlen Nass gleich wie mir.


"Gring ache u trampe!"

Endlich in der Wechselzone, und ab aufs Rennvelo! Diesmal war es zwar nicht unbedingt meine Lieblingsdisziplin, zu viel Respekt hatte ich vor den vielen Autos / Touristen an diesem wunderschönen und warmen Sommertag... Trotzdem freute ich mich, endlich im Sattel zu sein :-) und es geht gleich zur Sache: Sofort gehts "gäbig" bergauf, rauf auf Sigriswil und dann Beatenberg. Ich liebe bergfahren, und war eigentlich nur am überholen... Single Männer, Team-Fahrer und -Fahrerinnen, Single Frauen, Couples,... dies gibt natürlich zusätzliche Motivation :-) okay, hatte auch gewaltig was aufzuholen.... hatte aber auch keine Ahnung, an welcher Position ich bin bzw. wie gross der Rückstand war. Aber das war mir alles egal, ich versuchte einfach, so schnell velozufahren wie es nur geht. Ungeachtet dessen, dass es nachher noch 2 harte Disziplinen gibt. Auch bei der Abfahrt riskierte ich einiges, fuhr schnell. In der Fläche entlang dem Brienzersee und dann nach Meiringen konnte ich richtig Gas geben, Windschattenfahren ist ja zum Glück verboten und somit ist es auch fair und man kann seine Veloqualitäten beweisen. In Meiringen dann ein riiiesen Stau, so viele Autos welche richtung Pässe unterwegs waren. Recht kriminell und slalommässig mussten die Athleten die Blechlawine überholen, bis es dann endlich abbog auf die kleine Strasse richtung Grosse Scheidegg. Dieser Aufstieg beinhaltete alleine rund 1300 positive Höhenmeter am Stück, aber ein richtig wunderschönes Pässchen :-) bis zu dem Zeitpunkt hatte ich schon einige Mädels überholen können. Meine Eltern und mein Freund riefen mir in Brienz zu, dass ich an vierter Stelle sei! Wow okay, aber ich war mir auch bewusst dass die Spitzenkonkurrenz wirklich spitze war und es sehr schwierig werden könnte, noch aufzuholen. Egal, einfach "Gring ache u trampe"! Plötzlich sah ich vorne eine Singlefrau, Lisa Berger (Spitzentriathletin im Kader). Mit dem hätte ich nicht gerechnet, aber ich fühlte mich gut und konnte Lisa ein- und überholen. Es war ihr erster Inferno, ich feuerte sie an. Wow okay, ich bin an dritter Stelle :-) aber wie gesagt, einfach mein Ding durchziehen und mein Bestes geben, mehr geht eh nicht. Später sah ich aufs Mal Renata Bucher vor mir, eine Profi Mountainbikerin. Sie fuhr sehr stark, ich konnte sie überholen aber wir wechselten uns danach immer ab. Vorne weg kamen wir der Führenden, Barbara Bracher, näher. Auch Barbara fuhr ein sehr starkes Rennen. Ich kam als Dritte auf der Passhöhe an, hatte bei der Abfahrt noch etwas Zeit auf Renata eingebüsst, aber die Abfahrt ist auch sehr kritisch, trotzdem riskierte ich erneut recht viel... es ist aufgegangen :-) ich fuhr mit Abstand die beste Rennvelozeit, sogar meine persönliche Inferno Rennvelobestzeit war Tatsache! Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es waren nur rund 7 Minuten Rückstand in der Rennvelozeit auf die Spitzen-Männer!


Durststrecke

Jaja da kommt es... das Lustige was einer eher erfahrenen Athletin wie mir eigentlich nicht passieren sollte ;-) aber ja, typisch ich... manchmal bin ich nicht wirklich ein Organisationstalent, mein Motto: Jaja, das kommt schon gut. Doch ich wusste bereits beim Einchecken des Mountainbikes in die Wechselzone am Vortag, dass ich meine Trinkflasche vergessen hatte! Aber easy, es wird sicherlich noch im Rennvelobidon was drin haben oder dann halt ein Bidon in der Wechselzone mitnehmen.. und sonst ist es halt so. Es war tatsächlich so, dass ich keinen Tropfen mehr im Rennvelobidon hatte, es in der Wechselzone keine Bidons gab und ich schon in Grindelwald bevor ich aufs Bike stieg halb am verdursten war..... und das braucht extrem viel bei mir (viele vergleichen mich mit einem Kamel). Es will also was heissen. Aber dann dachte ich, es kommt ja bald ne Verpfegungsstelle. Es kam ewigs lange keine, wirklich ewigs. Es war ziemlich grenzwertig, auch essen konnte ich nichts ohne zuerst zu trinken. Nach rund 2/3tel der Bikestrecke gabs eeeendlich Wasser!!! Ich trank sehr viel aufs mal und war wieder fit :-) zu dem Zeitpunkt war ich nun tatsächlich an erster Stelle! Ich konnte also trotzdem noch einigermassen schnell fahren, es lief mir auch erstaunlich gut (also doch ein Kamel........). Der Schlussaufstieg auf die Kleine Scheidegg ist dann etwas vom härtesten am gesamten Rennen. Sehr steil, Kies und einfach voll drücken damit man nicht absteigen muss!!! Tatsächlich hab ich es geschafft (merci Markus fürs Einstellen meiner Schaltung ne Woche zuvor als wir die Stelle gemeinsam übten ;-) ). Oben angekommen galt es, schnell einen Riegel zu verdrücken, noch mehr zu trinken (alles während dem Fahren) und ab die Post für den Downhill. Allzuviel riskieren wollte ich nicht, ein Sturz galt es zu vermeiden. Dennoch fuhr ich zügig, wo es ging. Den technisch schwierigen Singletrail rannte ich runter, zu wenig Bikeübung hatte ich um diesen fahren zu können. Et voilà, da kam sie, die Bikekönigin Renate überholte mich in einem Affenzahn :-) aber das war zu erwarten, faszinierend diese Bikefähigkeiten! Auch Barbara hatte mich schlussendlich wieder eingeholt (ok, war wohl wirklich zu langsam bergab).... So ging der Fight weiter!


Steinbock-Qualitäten gefragt

Da war sie, die letzte Wechselzone des Tages: Stechelberg. Angefeuert von meinem Vater rannte ich mit dem Bike in die Wechselzone, wechselte schnell in die Schuhe und wollte noch aufs WC (meine Blase meldete sich schon lange). Leider waren beide ToiToi WCs besetzt... ok warten konnte ich wohl kaum. Verklemmen und rennen!!! Zügig gings zuerst flach / leicht bergab / etwas hüglig richtung Lauterbrunnen. Unterwegs fand ich auch noch ein freies ToiToi :-) mit leerer Blase und wiederum durstig war ab Lauterbrunnen fertig lustig. Von nun an gings bergauf! Es gab zum Glück alle 2-3 km einen Verpflegungsposten. An jedem einzelnen Posten bis zum Schilthorn trank ich 2-3 Becher (Wasser, Iso, Cola)... ja auch ein Kamel hat mal durst. Essen konnte ich nicht mehr und hoffte, dass meine Energie reichen wird. Ich freute mich schon im Thunersee auf den abschliessenden Berglauf :-) das ist genau mein Element. Die eher angenehme Steigung richtung Mürren konnte ich wirklich zügig zurücklegen, hatte ein konstantes Tempo und konnte mich an die Spitze setzen. In Mürren merkte ich aber schon, dass es fast von Minute zu Minute schwieriger wird. In Mürren warteten erneut meine Eltern und Rita, feuerten mich tatkräftig an, wie auch viele andere die ich kannte (oder sie mich ;-) ). Der Speaker motivierte mich zusätzlich, denn ich war kurz davor einer der Spitzenmänner zu überholen!!! Gesagt getan :-) aber nach Mürren fängt der Inferno eigentlich erst an. Es ist nicht nur steil, es ist zeitweise fast überhängig!!!! Und dann kam er, der Punkt wo auch ich mit meinem "herte Gring" mein Lauf-Schritt in einen zügigen Wander-Schritt umtauschen musste. Ich versuchte zwar, wenn immer möglich, zwischendurch zu rennen aber eben, es ging einfach nicht mehr. Das Kanonenrohr lief ich stellenweise rückwärts hoch!!!! Irgendwann kam ich zu der Hochebene "Birg" wo mein Freund wartete. Ich war soooo froh :-) es war sehr motivierend, auch wenn mir niemand genau sagen konnte wie viel Vorsprung ich tatsächlich hatte. So konnte ich es auch nicht "gemütlicher" nehmen sondern musste alles geben, denn ich wusste dass es starke Läuferinnen gibt, die von hinten kamen. Ich gab alles, war aber total am Ende. Ich torkelte dem Ziel entgegen, versuchte meine Konzentration zu bündeln und ein Kalkstein am nächsten hinter mir zu lassen. Teilweise muss man mit Händen und Füssen die Felsen hoch, in weiter Ferne den Gipfel des Schilthorn in Sicht welcher einfach nicht näher kommen wollte. Dennoch ging's dann plötzlich schnell, das Drehrestaurant war fast zu greifen nah :-) die letzten Zickzack Kurven, kurz nochmals joggen fürs Foto und da war es, das Ziel!!!!! Die letzten Treppen, meine Liebsten waren auch alle da. Und ab über die Ziellinie auf fast 3000 Meter über Meer auf dem Schilthorn :-) WOW, was für ein Gefühl, was für eine Finishline... was für ein Empfang! SIIIIEG! :D


Allerherzlichste Gratulation an Barbara Bracher (2.) und Alexandra Zürcher (3.), es war ein toller Fight! Und eine riesige Gratulation an ALLE Finisherinnen und Finisher auf dem Schilthorn, wie auch an die Teams mit Ziel in Mürren :-)


Und ein riiiiesen Danke an meine tollen Supporter, was meiner Meinung nach etwas vom wichtigsten ist an einem solch langen, harten und emotionalen Rennen.....


Und ein wahnsinnig grosses DANKE an das gesamte OK des Inferno Triathlons sowie alle (glaub 600?!) freiwilligen Helferinnen und Helfer, einfach nur genial!


PS. falls es Schreibfehler hat entschuldige ich mich, aber den ganzen Bericht durchzulesen überlasse ich euch ;-)


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