Sieg am Inferno Triathlon
Was für ein Tag, was für ein Rennen. Der Inferno Triathlon 2022 wird definitiv in meiner Erinnerung bleiben.
Zuerst kurz die Vorgeschichte:
Nachdem ich seit Anfang Mai eine Sehnenansatzentzündung habe und ich gar nicht bzw. allmählich wieder halbwegs mit Laufen beginnen konnte, waren meine Laufvorausetzungen natürlich dementsprechend miserabel. Bergauf geht’s zwar schmerzfrei, doch im Flachen ist immer noch höchste Vorsicht geboten. So konnte ich durch den Sommer wirklich läuferisch nur sehr wenig trainieren. Dies ist auch der Grund, dass man mich an keinem Laufwettkampf gesehen hat. Ich habe zwei Velorennen absolviert, die Alpen Challenge Lenzerheide sowie die Tour de Berne, welche ich beide gewinnen durfte. So wusste ich auch, dass meine Veloform stimmt :-) und den Glacier3000Run habe ich im 2er Team absolviert, da die zweite Hälfte nur bergauf ging. Auch dort durften wir mit unserem Mixed-Team den 1. Rang belegen :-)
Den Inferno Triathlon dieses Jahr zu bestreiten war dennoch, aufgrund des 25 km langen Berglaufes am Schluss, sehr lange sehr ungewiss für mich. Trotzdem entschied ich mich dafür, da mehr als die Hälfte bergauf geht, und zwar richtig bergauf. So wie ich es halt mag :-)
Das Rennen:
Der Renntag, der 20. August 2022, war endlich da. Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen, da es am Vortag beim Einrichten der Wechselzonen in Strömen regnete. Dennoch hatte es am Thunersee Gegenwind, also auch Gegenströmung und Wellen und zwar von Thun bis nach Oberhofen. Die 3.1 km lange Schwimmstrecke war dementsprechend schwierig und mühsam. Immer musste man schauen, dass man gegen die Wellen ankam und nicht zu viel Wasser schluckte, also ein richtiger Kampf und ich dachte, als letzte zum Wasser raus zu kommen…
Doch es schienen fast alle Mühe gehabt zu haben und erstaunlicherweise war auch meine Schwimmzeit gar nicht so schlecht :-) top motiviert stieg ich aufs Rennvelo. Es ging gleich zur Sache und rauf auf den Beatenberg. Ich konnte richtig pushen, fühlte mich wohl und stark. Konnte Konkurrentinnen überholen und krallte mir gleich die Führung, noch vor dem Erreichen des Beatenbergs. Bei den Abfahrten galt zwar gewisse Vorsicht, da die Strassen wirklich noch nass waren. Dennoch war ich sehr schnell unten, und auch der anschliessende flache / coupierte Teil nach Meiringen ging ganz ordentlich :-) Aero Position und „Gring abe und drücke“! Doch irgendwann merkte ich, dass mein unterer Rücken beginnt zu schmerzen. Das kannte ich bisher noch nicht, was war da los?! Dann ging’s zum Anstieg auf die Grosse Scheidegg auf 1950 m ü. M. und ich spürte den Rücken immer mehr. Demensprechend war ich auch nicht mehr soo schnell unterwegs. Mir wurde gesagt, dass mein Vorsprung recht gross sei. Dennoch wusste ich, dass ich so viel Zeit wie möglich auf dem Velo rausholen muss, da ich beim Mountainbike Downhill und auf dem Lauf Zeit verlieren werde. Trotzdem konnte ich nicht mehr schneller. Und die technische eher schwierige Rennvelo Abfahrt war bei diesen Bedingungen nochmals mühsamer. Und auch mein Rücken schmerzte immer mehr. In der Wechselzone in Grindelwald, nach 97 km und 2400 Höhenmeter Velo, nahm mein Vater mein Rennrad entgegen und dann folgte das Mountainbike. Ich war kaum in der Lage meine Bikeschuhe anzuziehen, so schmerzte mein Rücken. Trotzdem krallte ich das Bike, ass ein Biberli und dann ging’s gleich rauf Richtung Kleine Scheidegg. Mein Rücken wurde nicht besser, ich musste viel stehend fahren denn sitzend ging kaum. Nach zirka 1h wurde es langsam besser, aber ich hatte trotzdem Mühe eine anständige Pace zu fahren. Nach ein paar Killer-Rampen erreichte ich endlich die Kleine Scheidegg auf etwa 2100 m ü. M. und dann ging’s an den Downhill, welcher mit dem Regen des Vortags auch rutschiger war als normal.
In der Wechselzone in Stechelberg waren meine Eltern wiederum dabei und lautstark am anfeuern. Ich hatte wohl immer noch einen recht guten Vorsprung, obwohl Alexandra (die schliesslich 2. Platzierte) eine echt gute Mountainbikerennfahrerin ist und ich mir fast sicher war, dass sie mich beim Downhill überholen wird.
Ab in die Laufschuhe und los. Aufgrund meiner Verletzung schaute ich jedoch, dass ich den flachen Teil nicht zu schnell lief. Ab Lauterbrunnen ging’s dann in die Steigung, mein Rücken spürte ich zwar nicht mehr aber dann kam ein brutales Fussbrennen. Wieso das?! Es war ja gar nicht so heiss?! Keine Ahnung, aber sehr mühsam, hatte ich doch bereits einige andere Probleme ;-) nach 17 km, endlich in Mürren angekommen, waren meine Eltern wieder lautstark am Unterstützen. Mein Fussbrennen war zwar etwas weniger, so entschied ich mich durchzuziehen. Gute Entscheidung, denn anscheinend war Alexandra nur noch einige Minuten hinter mir, konnte also mächtig aufholen!
So musste ich wirklich alles geben ab Mürren, dort wo es noch ging versuchen zu rennen, aber die wahnsinnig steile Topographie ab Mürren erlaubte es leider kaum mehr. So konnte ich nicht anders als den meisten Teil schnell zu wandern, was eigentlich normal ist beim Inferno obwohl ich andere Jahre sicherlich mehr gerannt bin. Aber selbst das Wandern war ein echter Kampf, ich mochte nicht mehr und dennoch musste ich „Gas“ geben, im Wissen dass der Abstand nach hinten stetig schmolz. Die Höhe machte es auch nicht besser. In Birg wartete mein Freund auf mich und ich war sooo froh ihn zu sehen, ist man doch meist alleine oder evt mit dem einen oder anderen Mann unterwegs (weil die Teams und Couples das Ziel bereits in Mürren hatten und nicht auf dem Schilthorn). Nach Birg torkelte ich weiter so schnell wies geht, die felsigen und halben Kletterpassagen meisterte ich einigermassen, kämpfte mich hoch und dann hörte ich den Speaker wie er mich ankündigte. Es galt die letzten Stufen in Angriff zu nehmen und dann war es da, im Nebel, das Ziel auf dem Schilthorn auf knapp 3000 m ü. M.!!!!! Und jaaaaaaaaaaa ich hatte es geschafft, als 1. Frau oben, nach 25km und 2400 Höhenmeter Berglauf. Wow, so ein Highlight und so eine Erleichterung. Die höllische Kopfweh Attacke folgte dann unmittelbar nach dem Zieleinlauf… aber was soll‘s. An diesem Tag gab’s schon sonst viele Weh-Wehchen ;-) und jeder Athlet, jede Athletin der/die alle 4 Disziplinen alleine macht, hat wohl zu kämpfen.
Ich bin sooo happy es geschafft zu haben, und das noch als erste :-) klar, die Zeit mit 10h24min ist jetzt nicht die allerschnellste bisher, aber hey was soll‘s, den Umständen entsprechend sehr akzeptabel ;-)
Herzliche Gratulation an alle Finisherinnen und Finisher, was ihr da geleistet habt ist echt infernalisch!
Und vor allem an Alexandra Zürcher, ein wahnsinnig toller Fight und so starke Aufholjagd J
Und auch an den Sieger Jan Van Berkel, der hoffentlich auch auf den Geschmack von Bergtriathlons kommt ;-)
Nun heisst es erholen. Was es wettkampfmässig für mich noch gibt bzw. geben kann dieses Jahr ist fraglich.
Ich hätte mich ja letztes Jahr für den diesjährigen Ironman Hawaii im PRO Feld qualifiziert. Leider aber kann ich aufgrund meiner Laufverletzung nicht in Kona starten… auch das ist natürlich sehr sehr schade, so eine Chance gibt’s für mich einmal im Leben als PRO. Aber die Gesundheit geht vor und wenn ich nicht voll fit bin hat es einfach keinen Sinn, an eine WM zu gehen mit diesem enorm starken Feld.
Nun bleibt mir noch ein grosses DANKE an meine Eltern und meinen Freund für die tolle Unterstützung am Inferno :-) ohne Supporter wäre das Rennen nur halb so toll. Und natürlich an das ganze OK und alle Helfer/innen des Infernos, ihr macht wie jedes Jahr einen hervorragenden Job :-)
