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BERICHTE

RANG 2 AM IRONMAN SWITZERLAND

Worte zu finden für dieses Rennen ist eigentlich fast nicht möglich… und doch versuche ich es, für die Leseratten unter euch :-) für die nicht-Leseratten unter euch fasse ich mich kurz: Sensationeller 2. Rang bei den Frauen am IRONMAN Switzerland :-)


Es war eine kurze, aber intensive Rennsaison… aufgrund Verschiebungen hatte ich einige grosse, tolle Triathlons auf dem Programm in einem Zeitraum von 5 Wochen. Dass dies körperlich und auch motivationstechnisch möglich war, grenzt schon fast an ein Wunder. Vor zwei Wochen feierte ich einen grossartigen Sieg am Inferno Triathlon. Eine Woche später dachte ich meine Beine seien erholt und startete am Weissensteinlauf und war danach trotzdem so richtig froh, hatte ich nochmals eine Woche bis zum Ironman Thun ;-) Genau rechtzeitig jedoch war ich ready, die Beine top, die Motivation etwa so hoch wie am Inferno und einfach ready, mein Bestes zu geben. Mein Ziel war zwar Top 5, als ich jedoch die Startliste im PRO Woman Feld studierte, dachte ich bereits dass es wohl schwierig sein wird. Aber mein Motto ist und bleibt das Gleiche: Gib dein Bestes, mehr geht sowieso nicht. Punkt. Mit diesem Motto schaffe ich es auch sehr oft, nicht gross nervös zu sein vor einem Rennen.


So konnte ich also nochmal mein ganzes Feuer und die Motivation für dieses letzte grosse Rennen der Saison aufbringen, meine Kräfte mobilisieren und nur hoffen, am 5.9.21 parat zu sein für den Ironman Switzerland, den zweiten Ironman in meiner Karriere.


Am Renntag läutete der Wecker um 3.30 Uhr… viele kamen dann wohl erst vom Ausgang heim :-) ich frühstückte ausgiebig und dann ab nach Thun. Die Stimmung im Dunkeln in der Wechselzone, am See und einfach generell hatte etwas Magisches. Soooo viele Athleten, Familien, Fans, Zuschauer, Helfer, Organisatoren, …. ein riesiger Anlass, das hatte ich schon beim Einchecken am Vortag bemerkt. Alles top organisiert, alles abgesperrt (sogar die ganze Velostrecke) und wirklich aufwändig eingerichtet. Es sollte ein toller Tag werden und das wurde es auch :-)


Mein Velo war parat, ich war parat, ab in den Neoprenanzug! Der Morgen war sensationell, das Panorama der Bergwelt in der wolkenlosen Morgendämmerung einfach unbeschreiblich. Um 6.50 Uhr fiel der Startschuss für die PRO Men Kategorie, welche sich auf die 3.8 km lange Schwimmstrecke begab. Zwei Minuten später kamen wir PRO Women dran, ab 7 Uhr gab es Rolling Starts aller restlichen Kategorien. Nachdem wir 2 Minuten vor dem Start noch am überlegen waren, wo und zu welchen Bojen wir nun schwimmen sollten, ging’s endlich los. Der Startschuss fiel und es ging gleich zur Sache. Ich wusste natürlich dass ich einige Zeit alleine schwimmen werde, bevor ich von den später startenden guten Schwimmern eingeholt werde. Umso schöner war es, doch noch jemand an meinen Füssen zu haben :-) es war recht friedlich, ich konnte sogar bei jedem zweiten Atemzug Blicke auf das Stockhorn in der Morgendämmerung geniessen. Bis dann nach etwa Schwimmzeithälfte die schnellen Schwimmer von hinten kamen und uns ein- und überholten, von da an war es hektisch und teilweise etwas ein „Gemetzel“. Trotzdem gab ich alles und versuchte immer wieder etwas Wasserschatten zu erlangen. Es ging ziemlich rasch wieder Richtung Kanal und Swim-Exit zu, wow, als ich aus dem Wasser kam und meine Uhr 54 Minuten anzeigte traute ich meinen Augen nicht (es stellte sich heraus dass aufgrund eines Bojen Defektes das Schwimmen nur 3 km anstatt 3.8 km war, dies wusste ich im Rennen noch nicht). So dachte ich, toll dann muss ich auf dem Velo nicht so „jufle“ :-) natürlich war ich die letzte PRO Frau, die aus dem Wasser kam aber das bin ich mir ja gewohnt :-)


Endlich, ab auf meinen Flitzer! Der Wechsel war zwar richtig mies… es klebten überall Granulatkügelchen vom Fussballkunstrasen, der Helm fiel runter, mein Visier war weg, Sonnenbrille suchen, mit Tücher versuchen die Kügelchen wegzumachen, Socken konnte ich keine anziehen, etc. Ok also demfall trotzdem „jufle“ auf dem Zweirad! Nun hatte ich einiges aufzuholen, ob das gelingt wagte ich zu bezweifeln denn das Niveau war sehr hoch. Aber ich fokussierte mich nur auf mich und wollte einfach mein Bestes geben. Ab aufs Velo und dann einfach wieder mal „Gring ache u trampe“. So konnte ich immer wieder Männer überholen, welche mich im Schwimmen überholten. Und trotzdem, auf diesen 180 km sollte man nicht drauf los sprinten. Ich fuhr eigentlich kontrolliert, aber dennoch schnell und schenkte mir nichts. Bergauf war super, die 2200 Höhenmeter über 180 km kamen mir entgegen J flach wäre definitiv nichts für mich und langweilig. Die Männer überholte ich hauptsächlich bergauf. Und dann plötzlich war auch das eine oder andere PRO Mädel plötzlich in Sichtweite. Welche Position ich hatte, wusste ich in der ersten Hälfte der ersten (von zwei) Runden nicht. Auf einmal jedoch sah ich ein Motorrad angeschrieben mit „3. Frau“. Dieses war dann aber auch wieder weg, dennoch wusste ich, ich bin nahe an der aktuell Drittplatzierten! Dann kam wieder eine Steigung et voilà, dort war sie ;-) ich konnte sie ein- und überholen und hatte von da an das Begleitmotorrad bei mir. Aber nicht lange, denn auf einmal sah ich weiter vorne ein weiteres Begleitmotorrad, plus ein Kameramotorrad. Ist das bereits die 2. Frau?! Ich kam näher und konnte nach einer langen Abfahrt auch sie überholen. Ich pushte, hatte richtig Motivationsschübe und dachte nur WOW! Nun war tatsächlich der Töff „2. Frau“ mein Begleitmotorrad!!! Plus der Kameratöff… Naja ;-) von da an wusste ich, diesen Rang galt es zu halten. Den ersten konnte ich eh vergessen da diesen für Daniela Ryf reserviert war. Aber nie hätte ich auch nur gewagt zu träumen, jemals an einem Ironman um ein Podestplatz zu kämpfen! So versuchte ich noch ein bisschen Kräfte zu sparen, nahm etwas Tempo raus um einigermassen „gute“ Beine auf dem abschliessenden Marathon (42.195km) zu haben.


Ab in die Wechselzone, zugegeben am Schluss drückte ich nochmals etwas aufs Gas um eine Velozeit unter 5h zu erreichen ;-) ich glaub es waren dann 4h56min. In der Wechselzone ab in die Laufschuhe, eigentlich musste ich dringend auf die Toilette aber die waren so weit weg… dann rannte ich halt einfach los. Irgendjemand schrie mir zu ich hätte ca 12 Minuten Vorsprung auf die Dritte Frau! Was war denn da los… damit hätte ich nicht gerechnet, aber nehmen wir natürlich gerne ;-) ich wusste aber auch, dass ich nicht die schnellste Läuferin bin, die langsamste natürlich auch nicht aber eben, so flach liegt mir nicht besonders. Und die 42km waren definitiv flach. Viele meiner Leute waren nun auch an der Strecke, gaben alles mit anfeuern und Zwischenzeiten zurufen. Dies brachte viel, aber leider wurden die Minuten, welche ich in Führung lag, immer weniger und weniger… mindestens zwei Mädels hinter mir schienen richtig auf den Turboknopf zu drücken. Ich versuchte mein Bestes zu geben aber die Beine wurden immer schwerer und müder. Essen konnte ich beim Laufen sowieso nicht, versuchte die Energie mit Isodrinks zu mir zu nehmen. Es galt 3 Runden à 14 km zu absolvieren, in sensationell schöner Umgebung entlang dem Thunersee, durchs Städtchen, etc. und die Stimmung war einfach überwältigend! Praktisch kein Meter war man alleine, überall Publikum, Fans, Zuschauer… einfach toll. Und in der Altstadt war eine riesen Party! Was für eine Stimmung und was für Emotionen :-) Doch je länger das Rennen dauerte, desto weniger konnte ich es wirklich wahrnehmen. Die zweite von drei Laufrunden war bereits sehr hart. Ich versuchte das Tempo zu halten, jedoch der Vorsprung schmilzt und schmilzt… es waren anfänglich 12 Minuten, dann noch 8, 7, 6, 5, …. In der letzten Runde waren es vielleicht noch 3 Minuten. Mein Triathlon Coach stand an der Seitenlinie und gab mir einen Satz mit auf den Weg: „Lauf als wären es die letzten 5 Kilometer deines Lebens!“ und dies bewirkte irgendwas in mir. Anstatt langsamer zu werden konnte ich meine allerletzten Kräfte nochmals mobilisieren und lief wiederum eine recht hohe Pace. Sowas war ich von mir nicht gewohnt, zum Schluss nochmals so aufdrehen zu können. Dann war er da… der berühmte Tunnelblick! Auch diesen hatte ich bisher kaum, alle redeten immer davon. Doch ich war so extrem fokussiert, wollte unter keinen Umständen nach hinten gereicht werden und meinen Vorsprung einfach irgendwie halten. Es wurde richtig hart, ich konnte nicht mehr. Der mich ständig verfolgende Kameratöff liess auch nicht von mir ab (leider ;-) ). Von einigen Seiten hörte ich dass es nur noch rund 1.5 Minuten Vorsprung seien. Doch diese liess ich mir nicht mehr nehmen! Dann endlich, der letzte Kilometer. Und es ging der Ziellinie entgegen. Endlich, diejenigen die eine Ironman-Finishline kennen wissen, von was ich spreche. ÜBERWÄLTIGEND! Riesen Gejubel, Applaus, Gepolter…. Ein Blick zurück, nein ich hatte freie Bahn und konnte es so richtig geniessen :-) Hände hoch, über den Kopf, geschafft!!! 9h08min und 2. Hinter Daniela Ryf!!! WOW. Ich schaffte es knapp über die Finishline und sackte vor Freude, Emotionen und totaler Erschöpfung zu Boden (und das obwohl ich keine Langläuferin bin ;-) ). Überall Kameras, aber das war mir zu dem Zeitpunkt egal. Schwieriger war es, ein paar Minuten nach Zieleinlauf ein Interview geben zu müssen. Aber einige Leute habe ich so zum Lachanfall gebracht ;-) Zitat: „I am the most bullshit swimmer you have ever seen…“. Jaja man findet erstaunlich ehrliche Worte mit so wenig O2 im Kopf….

Was es noch zu sagen gilt… zirka 1.5 bis 2.5 Minuten langsamer und ich wäre auf Rang 4 gelandet. Heute war das Glück für einmal auf meiner Seite :-)


Was mich auch sehr berührt hat und mir nicht mehr aus dem Kopf geht ist, dass eine wildfremde junge Frau mich gesehen hat und zu mir gekommen ist und folgendes gesagt hat: Sie interessiere sich eigentlich nicht für Triathlon, habe damit nichts am Hut, ihr sei es egal wer gewinnt. Aber als sie mich vor der Ziellinie gesehen habe, musste sie tatsächlich weinen! Ich war baff :-)


Die Siegerzeremonie war am Tag danach. Und als ich da auf dem 2. Podestplatz stand kam die Frage: Es gibt 2 Slots für den Ironman Hawaii für Oktober 2022 für die Kategorie PRO Frauen. Daniela Ryf nimmt den ersten Slot, und dann: Would you like to take the slot for Kona Petra? Meine Antwort: „Well, I’m extremely scared about swimming in the ocean, but I’d like to try this adventure!“ Nie wäre es mir im hinterletzten Traum in den Sinn gekommen, mal für den Ironman Hawaii qualifiziert zu werden, und das erst noch in der PRO Kategorie! Ich wollte da nie hin, habe tatsächlich Angst vor dem Schwimmen im Meer. Auch nach dem Rennen als ich gefragt wurde, falls ich den Slot erhalte ob ich ihn nehmen würde, verneinte ich. Spinnst du? Fast alle Triathleten würden töten für diesen Slot! Wurde mir gesagt (merci Raphi ;-) ). Und da überlegte ich es mir et voila…. Jetzt habe ich den Salat und sollte meine Quallen-Phobie schleunigst überwinden!


Ich möchte mich bei ALLEN bedanken, welche mich an diesem tollen Tag unterstützt, begleitet und angefeuert haben. Speziell an meine Eltern, meinen Freund, Chäsi und mein Coach, ihr wart wirklich super und ohne euch wäre diese Leistung so nicht möglich gewesen :-)


Eine ganz grosse GRATULATION allen IRONMANs und IRONWOMANs, welche es über die Ziellinie geschafft haben, TOP! Und ein riesen Dankeschön alle Helferinnen und Helfer, ihr habt eure Arbeit wirklich hervorragend gemacht. Leider konnte ich mein Blumensträusschen nur an jemanden von euch übergeben, aber diese Person hatte glaube ich recht Freude :-)





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