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BERICHTE

Mein erster IRONMAN und 6. Rang PRO Frauen

So, im Zug nach Hause hatte ich tiptop Zeit, einen halbwegs normalen Rennbericht zu verfassen :-)

Ich setzte mir dieses Jahr ein ganz grosses Ziel: Zum ersten mal einen Ironman zu bestreiten! Durfte dank SwissTriathlon eine PRO Lizenz beantragen und somit im PRO Feld der Frauen starten. In Rapperswil am Halbironman konnte ich bereits einen sehr guten 5. Rang erreichen, jedoch wie sieht es über die Gesamtdistanz, sprich 3.8km Schwimmen, 185km Velo und 42km Laufen aus?!? Ehrlich gesagt, die halbe Distanz fand ich schon brutal, die flache Laufstrecke setzte mir zu. Ich konnte mir kaum vorstellen wie man einen Ironman überleben kann... trotzdem, sturer Steinbock-Kopf sei dank, wollte ich es doch versuchen.

So reiste ich mit meinen Eltern und Coach Höisu mit dem Zug nach Frankfurt, wo am Sonntag 30.06.19 der Ironman stattfand und gleich noch als Langdistanz Triathlon Europameisterschaft ausgetragen wurde. Dementsprechend stark waren natürlich auch die Athleten/innen und es war mir bewusst, dass ich da keine Chance hatte vorne mitzumischen. Das waren Profi Triathleten/innen die von dem Sport leben, also auch etwas andere Voraussetzung haben, was ich glaub schon so sagen darf. Trotzdem, es war eine riesige Ehre mich mit diesen Athletinnen messen zu dürfen :-)

Um 6.30 Uhr fiel unter tausenden von Athleten und Zuschauern am Langener Waldsee der Startschuss bei den PRO Frauen. Der Neoprenanzug war bei 25.5 Grad Wassertemperatur verboten. Da ich jedoch oft und viel geschwommen bin, fühlte ich mich ready für eine für mich gute Schwimmzeit. Ich dachte, nur 10 Minuten auf die „langsamste“ PRO Athletin beim Schwimmen zu verlieren wäre für mich optimal. Der Schwimmstart war einfach atemberaubend. Soooo viele Triathleten/innen am Sandhügel vor dem wunderschönen Waldsee. Laute Musik aus den Lautsprechern (Insomnia etc ;-)), ein euphorischer Speaker, Drohnen, Helikopter, Fernsehteams, Boote, ...... dann die Deutsche Hymne, dann der PRO Männer Start, ehe 5 min später der PRO Frauen Startschuss fiel.Die Mädels rannten ins Wasser und schwammen drauf los wie Delfine, welche von einer Biene gestochen wurden ;-) ich hinterher, aber natürlich alleine und der Abstand wurde grösser und grösser. Naja war nicht weiter schlimm, denn darauf war ich gefasst. Es war sehr angenehm alleine zu schwimmen, denn die grosse Masse startete erst 10 Minuten nach uns. Die 1.5km Runde zu beginn kehrte ganz hinten bei einer Boje, dann zurück war die Hölle. Ich sah rein gar nix, nur die blendende Sonne direkt von vorne, das spiegelnde Wasser aber keine Boje, keine Schwimmer, keine Rettungsbote, nichts... wie soll man sich da orientieren?!? Immer wieder musste ich stoppen, schauen, schwomm komplett Zickzack... irgendwann schaffte ich es doch noch an land, dort mussten paar Schritte gerannt werden bevor es auf die Grosse Runde der total 3.8 Schwimmkilometer ging. Dort hatte ich Begleitung, die nach mir gestarteten hatten natürlich aufgeholt und nun ging das Gemetzel los. Diese Schwimmer waren wirklich deutlich schneller als ich, und ich wurde von allen Seiten fast überschwommen. Egal, versuchte mein Ding durchzuziehen obwohl mich Kopfschmerzen plagten und daran hinderten, schneller schwimmen zu können. Ich wollte nur noch an Land, es war mir unwohl in dieser Masse mit Kopfschmerzen und dem Gedanken, so weit zurückgefallen zu sein. Es waren tatsächlich 20 Minuten Rückstand auf die Athletin vor mir, und das alleine beim Schwimmen!!!! Naja egal, nun kam meine Stärke, das Radfahren :-) hoffte darauf, meine Kopfschmerzen würden sich verflüchtigen, dem war leider nicht so. Im Gegenteil. Am Anfang ging es zwar noch flott, mit ca 42 kmh in der Fläche ohne dass ich das Gefühl hatte, mich zu stark anstrengen zu müssen. Vorallem bergauf konnte ich die Männer reihenweise überholen. Den Gedanken, die Radstrecke nicht zu schnell anzugehen, konnte ich umsetzen. Dummerweise jedoch konnte ich das Tempo nicht wie geplant erhöhen sondern wurde langsamer. Der Wind war teilweise recht stark und in der Gluthitze fühlte es sich wie ein Haarföhn an. Meine Kopfschmerzen wurden dadurch auch nicht weniger, dazu kam noch ein übles Fussbrennen und die Tatsache, dass ich nichts mehr essen konnte. Schon beim Gedanken daran etwas zu essen wurde mir schlecht. So versuchte ich genug Iso zu trinken und mir energiemässig so über die Runden zu helfen. Aber die 2. Runde der total 185 Radkilometer war wirklich nicht mehr lustig, konnte keinen Dampf mehr geben sondern musste eher schauen irgendwie halbwegs anständig vorwärts zu kommen. Der Gedanke, danach noch einen Marathon rennen zu müssen, war fast unerträglich. Die Gedanken waren hin und her gerissen, ich konnte mich kaum noch auf die Strasse konzentrieren, es war soo heiss und mir war unwohl, wie sollte das nur gehen. Sollte ich irgendwo ne Kopfwehtablette organisieren?! Ich sagte mir: Fahr mal bis zur Wechselzone, bring die Radstrecke irgendwie durch, dann schauen wir. Bei mir brauchts extrem viel, dass ich mit solchen Gedanken spiele. Zurück in der Wechselzone deponierte ich mein Velo, schnappte meinen Running Bag und setzte mich erst mal auf ne Bank. Dann sagte eine Stimme in mir: jetzt zieh diese Laufschuhe an und bring es irgendwie durch!!!! Du und dein Team seid extra nach Frankfurt, du hast so viel dafür gegeben hier zu sein, hast die Berglauf SM, den Zermatt Marathon etc abgesagt wegen DIESEM EINEN RENNEN!! Deine Betreuer haben alles gegeben nur für dich!! Willst du wirklich kampflos aufgeben?!?! NEIN, das wollte ich nicht, mein Steinbock-Gring setzte sich durch. Ich schlüpfte in die Laufschuhe, Hut auf, Sonnenbrille an und ab die Post!!! Soo viele Leute feuerten einen an, so eine gewaltige Stimmung im 40 Grad Glutofen von Frankfurt! Und das Geniale, beim Laufen verflüchtigten sich meine Kopfschmerzen plötzlich und ich konnte in einem anständigen Tempo die Marathondistanz in Angriff nehmen :-) es lief mir super beim Laufen, konnte reihenweise Männer überholen. Klar, jeder Verpflegungsstand (und es waren zahlreiche) auf den 4 Runden mussten genutzt werden um zu trinken, Eiswürfel in den Ausschnitt zu stopfen, durch die Wasserdusche zu laufen und zeitweise Energie zuzuführen. Die Bilder und die Leiden mancher hitzeunbeständigen Athleten gingen unter die Haut, ich hoffte nicht so zu enden. Da lag eine Frau auf dem Samariterbarren, das war keine Seltenheit. Die theoretische Siegerin kollabierte 800m vor dem Ziel.... es war wirklich brutal. Aber die tausenden Zuschauer an der Strecke die ausharrten, anfeuerten und Lärm machten sowie die Volunteers die für uns schufteten sollten auch belohnt werden. Belohnt mit den Athleten, die es irgendwie schafften dieses Rennen über die Ziellinie zu bringen. Auch mein Tempo wurde natürlich von Runde zu Runde langsamer, meine Beine begannen zu schmerzen, ich mochte nicht mehr, der Rang war mir schon lange egal, wollte nur irgendwie finishen. Aufs mal sagten mein Vater und mein Coach mir, dass ich gewaltig aufgeholt hätte und eine Spanierin nur noch 2.5 Minuten vor mir sei. Es könnte noch zu Rang 5 reichen! Es motivierte mich, ich bündelte meine allerletzten Kräfte, versuchte das Tempo nochmals zu erhöhen. Leider reichte es doch nicht ganz. Trotzdem, als es Richtung Ziel ging konnte ich es allmählich fassen. Ich werde zur IRONWOMAN! Dann die Zielgerade in der Frankfurter Altstadt, auf dem Ironman Teppich mit soooo vielen Leuten die Lärm machten, neben dem Gitter und auf den Tribünen, einfach nur genial!!!! Ironman 6. PRO Woman, Zeit 10h14min, 3. Europäerin, ich war sooo happy :-) es fühlte sich an wie ein Sieg, ein Sieg über mich selber. Und ein Rennen in dieser Dimension hab ich wirklich noch nie erlebt.

Ein RIESEN DANKE an meine Eltern und Höisu für die super Betreuung, es war extrem motivierend auf dem 42 km langen Leidensweg zum Schluss.

Herzliche Gratulation an jeden einzelnen Ironmanfinisher/in, diese Leistung im Glutofen von Frankfurt ist mehr als grandios. Und bei rund 1000 Athleten/innen, welche das Ziel nicht erreichen konnten, ist ein Finish noch mehr wert.

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