WELTMEISTERIN DUATHLON LANGDISTANZ
Einfach unfassbar…. Sprachlos….. WELTMEISTERIN LANGDISTANZ DUATHLON 2018 im Rahmen des Powerman Zofingen mit 10km Lauf / 150km Velo / 30km Lauf und einer Zeit von 7h!!! Ich bin immernoch in einer Phase, in welcher ich es noch nicht ganz realisiere. Und doch bin ich heute (nach ca 3h Schlaf) aufgewacht und es war kein Traum! Die Goldmedaille vom Powerman Zofingen ist Real. Und das nur 2 Wochen nach meinem 2. Platz am Inferno Triathlon!
Doch nun von Anfang an, für alle mit Leseambitionen.
Vorwort und wie es zum Start kam:
Meine Saisonziele waren der Inferno Triathlon und der Jungfrau Marathon. Deshalb trainierte ich das Laufen durch den Sommer auch praktisch nur im Berg (Niesen, Stockhorn, Weissenstein, etc.). Meine flachen oder coupierten Laufeinheiten lassen sich praktisch an einer Hand abzählen. Zudem fuhr ich viel Velo, hauptsächlich mit Rucksack zur Arbeit und wieder nach Hause. Ab und zu ein paar Balmberg Bergsprints oder etwa eine längere Ausfahrt am Wochenende.
Dann kam der Tag, ziemlich genau vor einem Monat, an welchem mein Coach Höisu mich darauf aufmerksam machte, mir einen Powerman Start zu überlegen da meine Veloform momentan nicht die schlechteste ist. Ohne diesen Satz hätte ich es nicht in Erwägung gezogen, da ich muskulär fast nur schlechte Erinnerung an dieses Rennen hatte und mir meine Gesundheit wichtiger ist.
Trotzdem, ich überlegte mir lange ob Jungfrau Marathon oder Powerman. Heute vor einer Woche, sprich 6 Tage vor dem Rennen, entschied ich mich für einen Start in Zofingen, mit dem Wissen, v.a. im Laufen eine miserable Vorbereitung (wenn man dem überhaupt Vorbereitung sagen kann) und schlechte Voraussetzung für die letzten 30 Laufkilometer zu haben. Aber in einer Woche lässt sich nicht mehr viel ändern, so ging ich wirklich ohne Druck an den Start. Ich war praktisch kein bisschen nervös, dachte mir einfach mein Bestes zu geben und wenn’s für die Top 5 reicht bin ich mehr als zufrieden, schliesslich ist es ja eine WM und das Feld auch dementsprechend stark besetzt.
Das Rennen:
Ich erhielt die Startnummer 11, ob die Solothurner Zahl mir an diesem 2.9.18 Glück bringt?! Als ich geschrieben habe, dass ich wirklich nicht nervös und ohne Druck an den Start ging, war das mein Ernst. Ich musste 40 Minuten vor Rennstart mein Einlaufen so planen, damit ich nachverfolgen konnte, wo die neue Velostrecke am Anfang durchführt um mich nicht schon am Anfang zu verfahren. Punkt 8.00 fiel der Startschuss des Frauen Elite Feldes. Die ersten knapp 10km waren sehr coupiert, der Start ging gerade in die Steigung rein. Zuerst hielt ich mich zurück, doch als es steiler wurde merkte ich dass ich doch noch ein paar Berglaufqualitäten hervorzaubern könnte und setzte mich zusammen mit Melanie Maurer an die Spitze des Feldes. Ich wusste, dass es ein paar sehr starke Läuferinnen im Feld hatte und war erstaunt, als wir zwei uns absetzen und den anderen davonziehen konnten. Meli und ich liefen die ersten 10km recht zügig, zurück in der Arena war ich zwar langsamer beim Wechseln als sie, jedoch konnte ich sie nach wenigen Minuten auf dem Velo ein- und überholen. Ich wusste, dass sie eine sehr starke Velofahrerin ist, und ich wusste, dass es im Feld noch andere gibt wo ebenfalls sehr stark Radfahren. Trotzdem wusste ich, dass auch ich auf zwei Rädern eine hohe Pace durchziehen kann. So machte ich von Anfang an Dampf, die Beine waren zwar schon etwas müde vom Laufen, dies musste ich aber versuchen wegzustecken. Die Velostercke führte über 3 Runden à knapp 50km mit zwei Berganstiegen. Der Berg ist (ob Laufen oder Velo) sicher eher meine Stärke als das Flache, so versuchte ich auch dementsprechend zu pushen. Und doch muss man aufpassen, nicht in den roten Bereich zu kommen denn am Schluss kommen ja nochmals 30 Laufkilometer. Die erste Runde fuhren Meli und ich wirklich schnell (sie fuhr stets hinter mir, also natürlich mit Abstand da Windschatten ja verboten war). Auch die zweite Runde war alles andere als langsam, aber die immer müder werdenden Beine machten sich bemerkbar. Die 3. Runde war dann richtig hart, die Beine waren alles andere als frisch und doch muss das Ziel sein, nicht allzuviel Zeit zu verlieren. Ich wusste, dass Melanie immer hinter mir war, doch als es auf die letzte Bergstrecke ging Richtung Wiliberg hörte ich vom Speaker, dass ich sie distanzieren konnte. Dies motivierte mich zusätzlich und ich gab nochmals alles, bergauf und bergab und danach mit hohem Tempo zurück in die Wechselzone. Während des Rennens wurden wir sehr oft von TV Motorrädern begleitet, bin ja gespannt auf diese Beiträge.
In der Wechselzone angekommen hörte ich meine Betreuer zurufen, dass ich ca. 6 Minuten Vorsprung hatte! Ich glaubte es fast nicht und wusste auch, dass jetzt genau die Disziplin kommt, in welcher ich wohl noch Ränge einbüssen werde. Denn wie anfangs erwähnt, ich habe das flache und coupierte Laufen wirklich viel zu wenig trainiert um da eine Chance auf eine gute Zeit zu haben. Egal, alle schlechten Gedanken hatten nun keinen Platz. Ich wechselte, rannte dem Führungsvelo hinterher los Richtung Zofinger Altstadt. Irgendwann kreuzte ich die zweitplatzierte Melanie und wusste nun etwa wo ich mich einreihen konnte. Dann „freute“ ich mich, endlich bergauf Richtung Heitere! Dort oben galt es e ebenfalls eine Schlaufe zu absolvieren, bevor man alles wieder runter erneut in die Altstadt rannte. Diese Altstadt-Heitere Schlaufe musste man total 3 x abspulen, was knapp 30km und einige Höhenmeter entspricht. Die erste Runde ging noch verhältnismässig gut, dann ab der zweiten harzte es. Und doch, ich hörte vom Speaker und meinen Betreuern dass ich tatsächlich meinen Vorsprung ausbauen konne!!! Ich konnte es nicht glauben, denn ich wusste welch starke Läuferinnen (v.a. Meli) hinter mir lauerten. Dies motivierte mich, obwohl meine Oberschenkel ab Mitte der 2. Runde wegen des Runterrennens wirklich zu schmerzen begannen. Nun hiess es durchbeissen, stets in der Hoffnung die Beine können diese Strapazen und ungewohnten Belastungen noch irgendwie überstehen. Als ich dann permanent von Kamera-Töffs und einem Helikopter begleitet wurde, wurde mir langsam klar es könnte tatsächlich einen Sieg geben!!!! Ende letzte Runde hatte ich dann noch weitere Ambitionen, nämlich vor dem 1. Mann (die Männer starteten 1h später als die Frauen) ins Ziel zu laufen. Deshalb gab ich nochmals richtig Gas, so gut es halt noch ging, und dann…. UNGLAUBLICH!!!! Mit riesigem Applaus des Publikums auf den Tribünen der Arena lief ich nach 7h00min39sek als ERSTE FRAU über die Ziellinie der Duathlon Langdistanz Weltmeisterschaft und schaffte es noch vor dem ersten Mann ins Ziel!!!!! Die Emotionen waren riesig, es nach diesen Strapazen endlich ins Ziel geschafft zu haben und dann noch in dieser grandiosen Zielzeit zu finishen und…… WELTMEISTERIN!!!!!! Ich darf mit gutem Gewissen sagen, dies war wohl das beste Rennen meiner Karriere. Ich erwischte einen super Tag, eine super tolle Startnummer 11 und ohne Druck in ein Rennen zu starten war sicher einer der Schlüssel zu diesem Erfolg. Die Basis legte ich sicher auf dem Velo, doch am Schluss beim 30km Lauf noch solch einen Vorsprung herausholen zu können hätte ich niemals gedacht.
TAUSEND DANK an meine Betreuer Hansruedi Mägli (Coach), Toni und Dora (Eltern) und meinen Freund Jordi, und an Lisa und Thomas Lisser, ihr wart Spitze! Und natürlich an alle, die mich unterwegs in irgendeiner Weise unterstützt haben.
GANZ HERZLICHE GRATULATION an Melanie Maurer zum Vize-Weltmeistertitel, starkes Rennen! Und an allen anderen Finishern.
Und natürlich an das gesamte OK, allen Helfer und Helferinnen und sonstigen Supportern!
PS. Wir haben es sogar ins Sportpannorama geschafft! Fast 1min wurde über den Powerman und den Schweizer Frauen Doppelsieg gezeigt. Auch in der Tagesschau Hauptausgabe kam ein Beitrag, das ist der Wahnsinn.
TV Beitrag Sportpanorama:
TV Beitrag Tagesschau Hauptausgabe: